Vier Fragen für Prof. Norbert Holtkamp
Anlässlich des Falling Walls Labs 2023 hatten wir Gelegenheit, Professor Norbert Holtkamp, einen der Juroren dieser Veranstaltung, zu interviewen. Norbert Holtkamp ist seit 2010 Professor für Teilchen- und Astrophysik und für Photonenforschung am SLAC National Accelerator Laboratory der Universität Stanford. Seit 2019 ist er außerdem Projektleiter für das mit 1,1 Milliarden Dollar geförderte Projekt zur Entwicklung des Röntgen-Freie-Elektronen-Lasers LCLS-II, der im letzten Jahr seine Arbeit aufgenommen hat und der durch fünf US-amerikanische Forschungslabore konstruiert wird.
Im Jahr 2008 wurde Norbert Holtkamp aufgrund des Erfolgs des SNS Projekts mit dem Gersh Budker Preis der European Physical Society für seinen herausragenden Beitrag zur Beschleuniger-Entwicklung geehrt.
Erzählen Sie uns bitte ein wenig über sich – Ihre Ausbildung und wie Sie hierher in die Bay Area gekommen sind.
Ich bin in Deutschland geboren, habe in Berlin studiert und an der TU Darmstadt promoviert. Nachdem ich an mehreren großen nationalen und internationalen Forschungsinstitutionen gearbeitet habe, wie DESY in Deutschland, Fermilab und dem Oak Ridge National Lab in den USA sowie ITER in Frankreich, kam ich 2010 schließlich an das SLAC National Accelerator Laboratory. Ich hatte hier im Jahr 1991 ein Sabbatjahr verbracht und wartete auf die richtige Gelegenheit, um dorthin zurückzukehren. Teilchenbeschleuniger haben zu einigen der erstaunlichsten Entdeckungen in der Physik geführt, wie dem Higgs-Teilchen und dem Top-Quark.
Was sind die Aufgaben von SLAC, bitte erzählen Sie uns ein wenig über Ihre Forschung in der Beschleunigerphysik.
SLAC wurde 1962 gegründet, um die fundamentalen Bestandteile der Materie zu erforschen. Hier wurden die Quarks entdeckt und diese Forschung gipfelte in vier Nobel-Preisen. Gleichzeitig wurde die Synchrotonstrahlung – sehr starke harte Röntgenstrahlung – eigentlich ein zufälliges Nebenprodukt der zirkulären Elektronenbeschleuniger zu einem der wichtigsten Forschungsinstrumente in der Werkstoffkunde, der Biologie und Chemie. 2009 stellte SLAC den ersten Hart-Röntgenstrahlen-Laser der Welt in Dienst – mithilfe des immerhin 60 Jahre alten (aktualisierten) Linearbeschleunigers LINAC. Kürzlich wurde die stärkste Röntgenstrahlen-Laser-Lichtquelle der Welt dort gebaut, die auf Supraleiter-Verfahrenstechnik basiert. Außerdem leistet SLAC durch die Entwicklung von fortschrittlichen Kameras und Instrumenten für die Astronomie, für die dunkle Materie und für die Erforschung der dunklen Energie wesentliche Beiträge zur Hochenergie-Physik am CERN. Zudem werden hier Anwendungsfelder für Röntgenlaser kontinuierlich erweitert.
Wieso haben Sie sich im Rahmen der Falling Walls Initiative engagiert? Welche einzigartigen Möglichkeiten bieten sich aufstrebenden Forschenden und Studierenden bei Falling Walls?
Bei der ersten Falling Walls Konferenz im Jahr 2009 habe ich einen Vortrag über das ITER Projekt in Frankreich gehalten, wo ich damals beschäftigt war. Mir hat das klug konzipierte und von Unternehmergeist geprägte Format gefallen. Diese Veranstaltung vernetzt Personen aus Wissenschaft, Politik, Journalismus, Industrie und Öffentlichkeit in einzigartiger Weise. Ich werde auch weiterhin an dieser Konferenz teilnehmen bzw. sie in jeder erdenklichen Weise unterstützen.
Verraten Sie uns noch einen “Fun Fact“ über sich selbst, auf den wir nicht kommen würden?
Das sind die vielen anderen „interessanten“ Sachen in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die außerdem noch auf meiner Agenda sind.